Tiraden eines genialen Taugenichts

Ein bemerkenswertes Erstlingswerk. Umkrempelnd ehrlich, ins Fleisch ätzend treffsicher, tief egozentrisch, doch stets mit einem Blick fürs majestätische Ganze. Ganz oben und ganz unten. Ein schillerndes Original wie ein frischer Atemzug. Ein privilegierter Gossenfürst, der jeden Satz mit einem Tusch enden lässt. Die Sprache strotzt vor unerwarteten Kombinationen, gewaltigen Alliterationen und orchestralen Klangbildern. Den Stil schlicht Lyrik zu nennen wäre irreführend. Es ist eine moderne, annähernd innovative Sprache mit einem gewaltigen Gespür für Melodie. Auf jeweils einer Seite mittlere und große Begriffe des Lebens zu ertasten, schmecken und verschlingen hat etwas Anmaßendes. Doch exakt deshalb ist es doch Lyrik. Weil nur die Lyrik es erfordert, in einen Satz mehr Sinn zu kleiden als in anderen Gattungen auf eine Seite passen. Er versteht sein Fach. Die analytische Tiefe seiner Aussagen erheitert, provoziert, erleuchtet und stößt ab. Zugleich. Ein Werk zum Einlesen auf der Toilette, als auch zum laut Vorlesen im Schulunterricht. Wie sagt der Autor über sich selbst: 'Ich bin nun mal ein akademischer Prolet.' Das ist er. Aber mehr noch. Ein Träumer, der sich seinen Abgründen und Leidenschaften nicht stellt, sondern in ihnen badet. Genau das scheint seine Panzerung, sein Drachenblut zu sein. Weitsichtig? Ja. Überheblich? Ja. Wortexplosiv? Ja. Danke. Meine Empfehlung. Klaus Severin, Feuilleton, MHZ ein Emporkömmling berauscht von seiner eigenen Abgebrühtheit, den akademischen Wappenring einen Finger neben der Narbe des Schlagrings, Singularis Majestatis, von dunkelgrau zu stahlblau, der Letzte einer sterbenden Brut, überzeugend weil überzeugt, sich im Funkenregen mit dem Maßkrug mitteilend, treibend, beobachtend, ein Moralist, hoffnungsfroh der Leere entgegen, voll wie ein Abortstuhl, die kollabierende Unschuld betrachtend, ein Glas Wasser in der Hand. HERR STEINMANN - Salonlöwe, Favoritenschreck, Chefdramaturg - München, Wien, Brüssel - mehrfach ausgezeichnet